Der Maschinenbauer entlässt in drei Stufen Mitarbeiter. Damit sinkt die Belegschaft im Hahnweg auf rund 500 Personen.

Waldrich schrumpft: Der Coburger Hersteller von Werkzeugmaschinen verringert die Zahl seiner Mitarbeiter von 740 um 180. Zusammen mit altersbedingter Fluktuation, dem Auslaufen von Zeitverträgen und der Nichtübernahme von Auszubildenden wird das Unternehmen im Herbst dann noch rund 500 Mitarbeiter zählen. Die betriebsbedingten Kündigungen, so teilte die Geschäftsführung gestern mit, sollen in drei Stufen vollzogen sein. Für die betroffenen Mitarbeiter gründen Waldrich Coburg und das Neustadter Unternehmen connect eine Transfergesellschaft.

Drei Jahre rote Zahlen

Ernste Gesichter am frühen Montagnachmittag bei Hubert Becker, Vorsitzender der Geschäftsführung, beim kaufmännischen Geschäftsführer Uwe Herold, dem Personalleiter Tilmann Meyer und dem Vorsitzenden des Betriebsrats, Hardy Müller. Ende Januar hatte Waldrich erstmals über den bevorstehenden Personalabbau informiert. Damals war noch die Rede von einem Drittel weniger Personal gewesen. Dass letztlich weniger Menschen Lohn und Brot verlieren, ist nur ein kleiner Trost. Alle Bereiche und Hierarchien des Unternehmens sind nach Worten von Hubert Becker von der Restrukturierung betroffen. Randbereiche der Produktion – Logistik, Lackierei oder Verpacken – sollen an Dienstleister vergeben werden. Wie Geschäftsführer Uwe Herold sagte, habe man sich mehr Effizienz und eine schlankere Organisation verordnet. Weiter konzentriere man sich auf das Kerngeschäft.
Seit drei Jahren schreibt das Traditionsunternehmen rote Zahlen. Der Markt für Spezial-Werkzeugmaschinen, für die weltweit der Name Waldrich bekannt ist, steckt in einer Krise und hat sich nicht nach den Erwartungen entwickelt. Der Absatz von Großwerkzeugmaschinen ist in der Vergangenheit stets zurückgegangen. Auch mittelfristig rechnet Hubert Becker nicht mit besseren Absatzchancen. „Die Situation ist leider nicht besser geworden.“ Betriebsratsvorsitzender Hardy Müller kann nur ergänzen, „die Aufträge sind nicht mehr da, es geht darum, den Rest der Arbeitsplätze zu erhalten“. Die Gespräche zwischen Arbeitnehmervertretern und Geschäftsführung seien fair und vertrauensvoll gewesen. „Das ist alles ordentlich und sauber gelaufen.“

„Wenig Geld für Abfindungen“

Wie angespannt die Lage bei Waldrich ist, verdeutlicht eine Äußerung von Personalchef Tilmann Meyer: „Es ist wenig bis kein Geld in der Firma für Abfindungen.“ Daher soll den Betroffenen Mitarbeitern in einer Transfergesellschaft mit Connect Neustadt „Zeit und finanzielle Unterstützung für eine Neuorientierung gegeben werden“. Bei der Transfergesellschaft würden 80 Prozent des Nettogehaltes bezahlt. Viele betroffenen Mitarbeiter hätten sich in den vergangenen Wochen um einen neuen Arbeitsplatz bemüht und seien auch erfolgreich gewesen. Die Qualifikation der Waldrich-Mitarbeiter genieße im Arbeitsmarkt einen guten Ruf, Fachkräfte würden stets gesucht.
Betroffen von den Kündigungen sind auch die Auszubildenden. „Aber Waldrich wird auch künftig ausbilden, leider weniger als in der Vergangenheit“, so Uwe Herold.

Quelle: infranken.de