Das Unternehmen connect kümmert sich von Neustadt und Kronach aus um Menschen, die ihren Job verloren haben. Jetzt feiert man ein Jubiläum.

Neustadt/Kronach – Es war ein langer Weg vom Telezentrum bis zur Digitalisierung. Auf diesem Weg hat die connect Neustadt GmbH & Co KG, die auch eine Außenstelle in Kronach unterhält, 26 Auffanggesellschaften gebildet, immer als zahlreiche Menschen auf einen Schlag ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Auf diesem Weg erlangten in den Seminarräumen am Neustadter Arnoldplatz viele Frauen und Männer neue Qualifikationen. Jetzt, nach 20 Jahren connect, bilanziert René Leibold, der mit Georg Hofmann die Geschäfte führt: „Am Ende des Tages ging und geht es immer um die Menschen und ihre persönliche Geschichte.“

Vor zwei Jahrzehnten, als man im Zusammenhang mit dem Internet und seinen Nutzungsmöglichkeiten noch von „Telematik“ sprach, stieß staatliche Förderung im Freistaat die Schaffung sogenannter Telezentren an. In Neustadt, damals schon Vorreiter in Sachen Breitbandversorgung, entstand ein solches unter dem Namen connect. Gesellschafter waren und sind Stadt und Stadtwerke Neustadt, der Landkreis Coburg sowie die Sparkasse. „Dann machte Corning in Neustadt dicht“, erinnert sich Georg Hofmann an das Jahr 2002. Da connect ohnehin Bildungsmaßnahmen durchführte, um den Menschen das Internet näher zu bringen, habe es nahe gelegen, eine Transfergesellschaft für die bei Corning Entlassenen zu bilden. Zudem sei die Entlassungswelle ein schwerer Schlag nicht nur für Neustadt, sondern für den ganzen Landkreis gewesen. „Da spielte der soziale Frieden eine Rolle“, sagt Leibold, der lieber von Auffang- statt von Transfergesellschaften spricht. Denn nach der Erfahrung einer Kündigung sei es wichtig, dass Menschen sich betreut und ernst genommen fühlten, aufgefangen eben. Aufgefangen hat connect Mitarbeiter etwa von Valeo und Loewe in Kronach, wo die Vermittlung eines neuen Arbeitsplatzes ziemlich erfolgreich gewesen sei. Was Strukturwandel für die Menschen bedeute, sei hingegen bei entlassenen Puppennäherinnen „greifbar“ geworden, sagt Leibold. Sie seien so auf ihre Tätigkeit spezialisiert gewesen, dass trotz aller Bemühungen nur wenige einen beruflichen Neubeginn fanden.

Heute sieht sich die GmbH einem anderen Arbeitsmarkt gegenüber, mit niedriger Arbeitslosigkeit und hoher Beschäftigungsquote. „Eine Entwicklung, die wir natürlich begrüßen“, betonen die Geschäftsführer. Connect selbst musste aber mit der Zeit gehen, sich wandeln. Die Umsetzung staatlich geförderter Projekte, die auf die neue Situation zugeschnitten waren, trat in den Vordergrund. Hofmann nennt als Beispiele die Betreuung von Frauen, die nach einer familiär bedingten Auszeit in den Beruf zurückkehren wollen, oder die Qualifikation von jungen Menschen aus armen Familien.

Rund sieben Millionen Euro seien bislang in solche Förderprojekte investiert worden, erklärt Leibold. Die GmbH selbst habe für ihre Arbeit keine Zuschüsse gebraucht. „Wir arbeiten seit 20 Jahren unternehmerisch, verursachen keine Kosten“, sagt der Geschäftsführer. Connect bringe weiterhin Menschen und Arbeit zusammen. Rund 3000 Personen seien im Lauf der Jahre vermittelt worden. Das Unternehmensnetzwerk der GmbH erstreckt sich über ganz Deutschland.

Mittlerweile haben sich neue Geschäftsfelder eröffnet. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sei die GmbH beratend tätig, etwa, wenn es um das Risiko psychischer Erkrankungen von Beschäftigten infolge der Arbeitsbelastung geht.

Foto: Die Geschäftsführer René Leibold (hinten) und Georg Hofmann mit einer vom connect-Team entwickelten Wählscheibe, die die Altersstruktur von Unternehmensbelegschaften anschaulich macht und Impulse gibt für eine nachhaltige Personalplanung.

Quelle: Neue Presse