Endlich wieder im Wald. …das erste Mal nach den Gewittern, Sturmböen und vielen Stunden am PC. Diesmal schiebe ich mein Fahrrad einen schmalen Trampelpfad entlang und atme tief durch.
Sturm und Regen haben Spuren hinterlassen – entwurzelte Bäume, zerborstene, zersplitterte Stämme, versperrte Wege, sattes Grün, üppige Vegetation.
Die Natur hat nach dem lang ersehnten Regen so richtig losgelegt, der Sturm hat einiges zu Fall gebracht, was in vielen Jahre gewachsen ist. Da wo jetzt Licht hinkommt, erobern zarte Pflanzen den Raum.
Auch der erste Corona Sturm ist vorbei, die Stille weicht einer Belebung – Geschäfte und Dienstleister öffnen mit Sonderangeboten, man trifft sich mit Maske 1:1. Der Ruf nach mehr wird lauter… Corona ist noch nicht vorbei und ich frage mich, was wirklich wichtig ist.
Das Grün beruhigt, hebt meine Stimmung und die Hoffnung, dass keine zweite Runde Corona uns einholt in der vermeintlich notwendigen Aufholjagd. Ich selbst habe am meisten den Kontakt zu anderen Menschen vermisst und vermisse ihn noch. Aber ich habe auch viel Neues erfahren, Vorhandenes neu schätzen gelernt, Neues probiert und viel nachgedacht.
Die vielen neuen Ideen in meinem Kopf wollen sortiert und umgesetzt werden. Es ist spannend und beunruhigend zugleich.  Es macht neugierig und unsicher. Wie geht es gut weiter? Was taugt, was nicht?
Besonders im Wald kommen mir Gedanken im Mix mit Melodien, Zitaten, Bildern und Tönen in den Sinn.  Manches bleibt hängen, „verwurschelt“ sich zu etwas Neuem und wird zu einer vagen Idee, wie wir im „Kleinen“ aus der Corona Krise lernen können. ..denn das grosse Ganze besteht aus vielen kleineren Teilen und ist mehr als ein Stückwerk.  Auch ein Bienenstock besteht aus vielen Waben und viel mehr als eine Ansammlung von ihnen; er ist ein Zuhause für ein Bienenvolk, ein Lebensraum für viele Bienen, die hier zusammen leben.
Die Wörter Kreativität, Nachhaltigkeit und Kooperation bekommen einen neuen lebendigen Klang. Das ist auch in unserem Team spürbar und fühlt sich verdammt gut an.
Da wo die Natur im Gleichgewicht ist, zeigt sie uns, wie es geht. … Und ja, trotz aller Tendenzen, die mich beunruhigen, gibt es auch die, die mich zuversichtlich stimmen.
Wird es uns gelingen einander zu verstehen, wirklich zu kooperieren und Beziehungen und Dinge miteinander neu zu gestalten? Möglich ist es. Wir müssen es nur tun – im Großen und im Kleinen.
Auch heute habe ich meine Orientierung im Wald wieder verloren und freue mich sogar darüber. Plötzlich gibt der Wald den Blick ins Tal frei, ich weiß wieder, wo ich bin, lande auf einem breiten Weg und kann mit meinen Fundstücken, einem schönen Stück Holz und einigen neuen Ideen, nach Hause radeln.

 

 

geschrieben von Anne Tränkner