Max Frisch: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“
Auch in der letzten Woche war ich wieder unterwegs. Nach den Tagen am PC- allein im Büro- mit vielen Gesprächen und Begegnungen, die alle in der virtuellen und doch realen Welt stattfanden, zog es mich gen Wald, hatte ich das Bedürfnis mich und das Leben zu spüren, den Wind, die Sonne und den sehnlich erwarteten Regen. Manche meiner Wege endeten an einem Acker, andere vor einem „Abgrund“ oder Aufstieg. Mal wackelt das Rad auf dem trockenen Sandweg, mal stehe ich mit meinem Fahrrad plötzlich in einem „Sumpf“ und bekomme nasse Füße. Umwege über Stock und Stein, ebene Strecken am Waldesrand – auch in dieser Woche sammelte ich Bilder und Eindrücke von vielen Wegen-kreuz und quer. Ich sehe viele kranke Bäume, aber auch gesunde, die kraftvoll austreiben. Stehen sie gut gemischt in Nachbarschaft mit Sträuchern, Kräutern und Moosen, geht es ihnen offensichtlich besser, junge Baumgruppen einer Art stehen ungeschützt im Wind, leiden unter der anhaltender Trockenheit. In der Vielfalt gelingen Wachstum, Reproduktion und der Kreislauf des Lebens auch wenn das Wetter sich nicht (mehr)an den Bauernkalender hält. Geht es uns Menschen nicht ähnlich? Halten die Generationen und Nachbarn zusammen, lebt es sich leichter, im Auf und Ab, in Krisen und in „beständigeren“ Zeiten – denn beides gehört zum Leben. Wir können mit der Natur, mit Ereignissen unserer Umwelt gemeinsam umgehen – mit Herz und Verstand und der Kreativität der Vielfalt und des Wandels. Schmetterlinge sind so ein Wunder des Wandels. Nach dem Ei auf dem Blatt kommt die Raupe Nimmersatt, die dann als Puppe in eine Zeit der „Ruhe“, der „Bewegungslosigkeit geht. …wenn man es nur von außen betrachtet. Im Kokon der Puppe selbst ist richtig was los. Umbauarbeiten auf engem Raum mit den von der Raupe angesammelten Ressourcen. Das Innen braucht aber auch ein gutes Außen, Schutz und Sicherheit. Ist die Zeit reif, schlüpft aus dem Kokon ein wunderschöner Schmetterling, der sich in einer völlig neuen Weise durch die Welt bewegt. Wir leben gerade in so einer Art Kokon, tragen im Außen eine Maske, wissen nicht wirklich, was mit uns geschieht. Die Natur erholt sich vom großen „Fressen“ und wir haben im Innen einiges zu tun. … um dann wieder frei durch die Welt zu fliegen, anders frei, anders achtsam, mit dem Blick für das Offensichtliche, mit dem Wissen der Raupe, der Puppe und des Schmetterlings. Fliegen will gelernt sein. Ich geh dann mal wieder mit Neugier an meine Arbeit, die jetzt so anders und irgendwie neu ist, dabei hilft mir das, was alles schon da ist und das ist jede Menge. …und die Vorfreude auf Begegnungen, die vertraut und doch anders sein werden.
geschrieben von Anne Tränkner
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