Die erste Coronawelle ist vorbei. Wir sind zurück im Büro, zurück in einem teils gewohnten, teils neuem Arbeitsalltag.  Das Alte funktioniert in Teilen nicht mehr, das Neue noch nicht so ganz, es ruckelt und wir bewegen uns immer mal wieder im Nebel. Das erzeugt Unsicherheit aber auch Neugier – Was erwartet uns, wenn der Nebel sich lichtet? Kommen wir wie gewohnt voran oder braucht es Kreativität und Mut, um neue Wege zu bewältigen?

Ich bin wieder mit dem Fahrrad im Wald unterwegs, diesmal mit einem anderen Rad. Die Sonne brennt und ich beschließe, einen mir unbekannten Weg durch den schattigen Wald zu nehmen. Plötzlich taucht ein Baumstamm auf. Ich muss bremsen und stürze fast vom Rad, da ich versuche mit dem Rücktritt zu bremsen. Gewohnheit eben. Dieses Rad hat aber keinen Rücktritt. Im ersten Moment bin ich wütend – auf das neue Rad. Das Rad ist schuld, der Baumstamm ist schuld. Der Baum soll einfach weg und der Rücktritt des Fahrrads wieder her. Wirklich? Bei dieser Vorstellung muss ich schmunzeln, mein Humor kehrt zurück, ich betrachte mich, das Fahrrad, den „Täter“ Baumstamm“ von außen und muss lachen. Ein Baumstamm ist ein Baumstamm – zum Problem mach ich ihn in meinem Kopf. …aber eben nur kurz. Ich finde einen Weg, der befahrbar ist, werde mit einem herrlichen Blick auf die Stadt belohnt, schiebe mein Fahrrad weiter bergauf und erfreue mich an den alten Baumriesen. Wenig später erreiche ich verschwitzt und glücklich mein Ziel.

Ganz so einfach ist es in unserem Alltag nicht, oder doch? Auf der einen Seite haben wir ein Bedürfnis nach Sicherheit, verlässlichen Abläufen und Strukturen, auf der anderen Seite ist uns bei unserer Geburt das Bedürfnis an Entwicklung mitgegeben worden. Wir brauchen nur Kindern zu zusehen und uns zu erinnern und unsere Neugier zu wecken. Vorsicht – könnte Spaß machen!

Auch ich probiere gerade wieder neue Wege aus und werde mit neuen Ein- und Ausblicken belohnt. Mit Begeisterung bin ich im Bereich der Mediation unterwegs, lerne dazu – über mich und andere – sammle Erfahrungen, verknüpfe Bekanntes mit Neuem. Mit jeder Erfahrung fühle ich mich bestärkt, diesen Weg weiter zu gehen und Menschen in Konflikten dabei zu unterstützen, die Sichtweise und Interessen des anderen zu verstehen und gemeinsam eigenverantwortlich und selbstbestimmt Lösungen zu entwickeln, Wege dahin zu vereinbaren –  Wege, die für alle Beteiligten gut gehbar sind.

Überprüfen Sie für sich, was fühlt sich besser an? Eine juristische Entscheidung, die uns von außen „auf diktiert“ wird (selbst wenn man der Gewinner ist) oder
eine Vereinbarung, die wir eigenverantwortlich und selbstbestimmt erarbeitet haben und umsetzen?

…und was hat das jetzt mit Corona zu tun?  :-)

geschrieben von Anne Tränkner